Vom Staunen

Ein Kind blickt staunend und mit großen Augen und offenem Mund auf eine Kerzenflamme. Im Bild der Text: "Ooooh!"

Bild: pexels.com / Kampus Production

Übung macht den Menschen

Als ich einmal mit Elsa staunend vor einer eben aufgeblühten Frauenschuhorchidee stand, erklärte mir meine Begleiterin etwas über das Staunen: 

„Staunen ist eine psychologische Herzfunktion. Staunen kann man nur mit dem Herzen, mit dem Kopf geht das nicht. Ich glaube, heute ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die man Kindern beibringen sollte, das Staunenkönnen. Eigentlich muss man es ihnen gar nicht beibringen, sie können es instinktiv, sie bringen diese Fähigkeit mit auf die Welt. Aber wie alles, was man als Anlage nicht pflegt und nicht übt, verkümmert auch das Staunen, wenn man es nicht schult. Schon im Kindesalter. Deshalb rate ich allen Erwachsenen: Trainiert mit den Kindern das Staunen. Staunt mit ihnen gemeinsam. Wenn ihr es vormacht, werden sie es mit Eifer nachahmen. Es mag schwerfallen, sich als erwachsener Mensch wie ein Kind zu freuen. Weil es in euren Augen irgendwie albern wirkt. Aber das ist es nicht.

Wenn du einem Kleinkind zum ersten Mal einen flatternden Schmetterling zeigst, wie er um eine Blüte tanzt, dann tu das so, als wenn du selbst den farbigen Falter zum ersten Mal erblicken würdest. Freue dich, reiß die Augen auf, öffne den Mund, halte die Hände hoch … Jedes „Ah“ und jedes „Oh“ wird in die junge Seele gleiten, und das Kind wird ebenso mit einem „Ah“ und einem „Oh“ antworten. Und was außerdem wichtig ist: Damit lernt auch ihr wieder das ungezwungene Staunen, das aus dem Herzen kommt. Und das hilft auch euch. 

Staunenkönnen ist nichts Nebensächliches, es ist etwas zentral Wichtiges und Wertvolles. Wenn die Kinder der 2020er Jahre es verlernen, weil niemand es mit ihnen pflegt, dann wird die Zukunft sehr düster werden." 

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