Elsas Bildgedanken

 

Bild: pexels.com / stayhereforu

Elsas Bücherschrank faszinierte mich. Wie unterschiedliche Bücher es dort doch gab. Einmal, als ich suchend vor ihm stand, trat die kleine Frau an meine Seite, griff zielsicher in die Bücherreihen und zog ein Album heraus. „Das ist mein Lieblingsbilderalbum“, sagte sie lächelnd. „Dort habe ich all die Bilder gesammelt, die mir die Natur und das Leben schenkte, und die zu mir gesprochen haben.“ Sie blätterte darin und zeigte auf wunderschöne Fotos, zu denen sie jeweils einen kleinen Text dazugeschrieben hatte.

„Unser Leben heute kennt doch nur noch Informationen. Alles besteht aus Informationen, alles, was wir lesen, hören, sehen. Es läuft alles nach dem Schema: Input, verarbeiten, speichern. Aber so funktioniert unser Leben nicht – zumindest funktioniert es so nicht gut. Wenn wir in Stille beobachten und das, was uns begegnet, in uns einlassen, ohne es sogleich rational zu verarbeiten, dann können wir beschenkt werden.“ Ich wollte von ihr wissen, wie genau sie das meine. Und so fuhr sie fort:

„Wir können uns nicht mehr in Schwingung versetzen lassen von dem, was uns begegnet. Ein Bild, ein Text, eine Musik, sie alle warten nur darauf, statt ins Gehirn eingeordnet, ins Herz eingebettet zu werden. Nur dort können wir mit ihnen in Resonanz kommen, nur dort können wir ihre Botschaft jenseits der Bilder, Worte und Melodien hören. Sind sie einmal im Herzen, dann wollen sie mit uns reden. Aber das alles ist uns fremd geworden. In diesem Album habe ich alle Bilder gesammelt, die zu mir gesprochen haben. Ich habe sie ins Herz gelassen und dann gewartet. Irgendwann kam dann eine Botschaft. Diese habe ich in Worte gefasst und zu den Bildern dazugeschrieben.“

Elsa gab mir das Album und ich blätterte interessiert darin. „Das ist eine sehr gute und auch sehr wichtige Übung für die heutigen Menschen: einfach schauen, hören, riechen, das Schöne ins Herz gleiten lassen, und dann warten, in Stille. Versuch es einmal. Vielleicht stellst du dann ja auch bald ein solches Bilderalbum zusammen.“

Ich setzte mich an den alten Holztisch, der in der Mitte der Hütte stand, und blätterte in Elsas Album. Und ja, es war sehr inspirierend – und ja, ich befolgte ihren Rat …


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