Es findet sich das Ich im Du
Wer bin ich?
Eines Morgens wachte der Dichter auf und fragte sich: „Wer bin ich?“ Er trat vor den Spiegel und fragte das Bild, das ihn ansah. Aber er bekam keine Antwort. So ging der Poet in die Welt hinaus.
Er machte sich auf den Weg zu den Lehrern und fragte sie: „Wer bin ich?“ Sie blickten nur erstaunt und zuckten mit den Schultern. Da ging er zu den Priestern und fragte sie: „Wer bin ich?“ Sie schlossen ihre Augen und murmelten ein Gebet. So suchte er die Psychologen auf und fragte sie: „Wer bin ich?“ Sie schauten den Fragenden wohlwollend an und fragten ihn wiederum nach seiner Mutter. Er aber fühlte sich unverstanden. So ging er weiter zu den weisen Alten und fragte sie: „Wer bin ich?“ Sie aber lächelten und stellten dem Dichter ihrerseits eine Frage: „Fragst du das nur aus dir selbst heraus oder gibt es jemanden, der das auch wissen will?“
„Nein“, entgegnete dieser, „ich bin alleine und suche mich selbst.“ Da zeigten sie auf einen schmalen Weg in die Wälder hinein. Ohne nachzufragen ging der Mann auf diesem weiter. Die Bäume standen dicht an dicht, und durch sie fiel nur wenig Licht auf den Weg hinab. Da hörte er plötzlich eine leise Stimme. In der Ferne erblickte er eine junge Frau, die ihm auf dem Weg entgegenkam. Als er sie erreicht hatte, blickte er in große, fragende Augen. „Wer bin ich?“, flüsterte sie. „Wer bin ich?“, entgegnete ihr der Dichter. Da mussten beiden lächeln.
Gemeinsam
gingen sie weiter. Die Antworten hatten sich gefunden.
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