Und folgt dem ewigen Ton
Es
war Abend geworden. Die Vögel im Wald begannen, ein Abschiedslied für den
scheidenden Tag anzustimmen. Der Gesang war ergreifend, so wie man die Vögel in
der Abenddämmerung selten zu hören bekommt. Wir saßen auf der Bank vor Elsas
Hütte.
„Das
Heilige ist ein Ton, ein ewiger Ton“, sagte meine Freundin leise und blickte
dabei hinaus in die Wipfel der dunklen Tannen. „Und für jeden gibt es einen
eigenen ewigen Ton“, fügte sie lächelnd hinzu. „Aber in der heutigen Zeit kann
ihn kaum jemand vernehmen. Alles ist laut und schrill, hektisch und voller
schmerzhaftem Lärm. Auch wenn man es wollte, könnte man den ewigen Ton kaum
hören. Es sei denn, man schult sein Ohr, ihn wahrzunehmen. Das geht sehr gut
hier im Wald während der Dämmerung. Und wenn man dann einmal gelernt hat, sich
auf diese Frequenzen einzulassen, dann kann man ihn schließlich auch hören –
diesen ewigen Ton, der ganz persönlich ist.“
Der
Vogelgesang war nicht lauter, aber dennoch intensiver geworden. Und da spürte
ich es schließlich, dieses Schwingen im Herzen, das Elsa wohl meinte. Sie
drehte sich zu mir, lächelte wieder und sagte schließlich: „Das Wichtigste aber
ist, dass man diesem Ton folgt. Denn er weist uns den Weg zur eigenen
Bestimmung.“ Dabei sah sie mich wieder mit ihrem tiefen und liebevollen Blick
an. Dann schwiegen wir und ließen uns gemeinsam vom Abendlied der Vögel zu
unseren Seelen führen.
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