Löwenzahn

Makroaufnahme einer Löwenzahnblüte mit Griffeln

 Foto: Hans-Josef Fritschi. Aufgenommen mit Toolcraft-Mikroskopkamera (deshalb mit eingeschränkter optischer Qualität), digital bearbeitet, aber ohne KI

Wenn der Frühling im Laufe des Aprils die in saftigem Grün strotzenden Wiesen mit Abertausenden von leuchtgelben runden Kissen flutet, dann ist Löwenzahnzeit. Man muss schon sehr genau und von ganz nah hinschauen, um das Filigrane, das sich in jeder einzelnen dieser Blüten so gut versteckt hat, erkennen zu können. Jede gelbe Blüte ist eigentlich ein ganzer kreisrunder Strauß einzelner kleiner Blütenzungen, aus denen sich die Griffel wie hauchdünne Röhrchen in die Höhe räkeln. Am Ende sind sie zweiteilig, und jedes Teil wickelt sich wie winzige Schnecken ein. So sehen sie aus wie klitzekleine ionische Säulen eines antiken griechischen Tempels. Das Tempeldach, das sie tragen, ist jedoch der unsichtbar duftende Äther, der über den Blüten liegt und der die Bienen anlockt. Durch ihn hinab tauchen sie in das flauschige Blütenbett, das ihnen Nahrung schenkt.  

Der Blick in die schneckig eingerollten Griffelchen weckt Erinnerungen. Als Kinder pflückten wir die Löwenzahnstängel, schnitten sie an beiden Enden mehrmals ein und legten sie dann ins Wasser. Nach kurzer Zeit zeigte sich bei ihnen ebenfalls jene verborgene Windekraft, die im Löwenzahn wohl seine Heimat hat: Sie kringelten sich in eben jener Weise, wie es die Natur mit den Griffeln in den Blüten getan hat.

Kleine Wunder – großes Stauen.

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