Humanitäre Intelligenz

Blick von oben auf ein Flüchtlingslager, in dem Kinder spielen. Dazu der Text: "Die Zukunft des Menschen braucht humanitäre Intelligenz"
Bild: pexels.com 

Auf unseren Wanderungen durch den Degrieschenwald hörte ich Elsa bisweilen von humanitärer Intelligenz sprechen. Einmal fragte ich sie, was sie genau darunter verstehe. Da gab sie mir zur Antwort: „Es sieht gerade so aus, als hielten alle Leute die künstliche Intelligenz für das große Heil. Es mag ja sein, dass diese KI für unsere Gesellschaft einen großen Wandel mit sich bringt. Ob es sich dabei aber um einen zum Guten oder zum Schlechten handeln wird, wissen wir noch nicht. Nur eines scheint sicher: Die menschliche Intelligenz wird an Bedeutung verlieren.“

Ich stimmte Elsa zu. Nach einigem Nachdenken erwiderte ich, dass dies ja eine humane Intelligenz ist, sie habe aber von humanitärer Intelligenz gesprochen. „Ja, Wanderer, du hast aufmerksam zugehört“, entgegnete sie mir mit einem milden Lächeln. „Humanitär ist etwas anderes als human, und humanistisch ist wieder etwas anderes. Ich habe eine humanitäre Intelligenz für mich so definiert: Sie ist ein aus empathischem Empfinden heraus erwachsendes Handeln, um Probleme einzelner Menschen, von Gruppen oder Gemeinschaften zielgerichtet lösen zu können. Sie ist also zuallererst ein aktives Tun, ein Handeln aus Empathie heraus.“

Wir gingen einige Minuten schweigend nebeneinander her. Dann sagte meine Freundin weiter: „Wir haben das Humanitäre aus unserem persönlichen Leben ausgelagert und an karitative Organisationen übertragen. Dafür sind Hilfsorganisationen aller Art zuständig. Wer möchte, kann für sie spenden und sie so unterstützen. Aber das ist keine humanitäre Intelligenz. Diese erwächst in jedem einzelnen Menschen. Sie sollte ein Wesensmerkmal eines jeden Menschen sein. Das ist sie aber leider nicht. Die humane Intelligenz, als mentale Intelligenz verstanden, kann von Maschinen nachgeahmt werden, humanitäre jedoch nicht. Und deshalb sollten wir die Chance ergreifen, diesen großen Vorteil der Technik gegenüber zu fördern und zu trainieren. Denn durch sie werden wir erst wirklich zum Menschen. Und damit können wir die Basis dafür legen, dass künstliche Intelligenz im Humanen aufgehen und nicht gegen es arbeiten kann.“

Elsa beließ es dabei. Wie so oft blieb ihre Antwort offen fürs Weiterdenken …

<zu den aktuellen Posts>

Kommentare